In den Bilanzen insbesondere der deutschen Landesbanken schlummern noch viele Kredite mit Abwer- tungsbedarf, sagen Francesca Galante und Cyril de Romance, Gründer der auf Restrukturierung und Ma- nagement von Immobilienkrediten spezialisierten Beratung First Growth. Durch den Bankenstresstest entsteht jetzt Handlungsdruck.
Immobilien Zeitung: Frau Galante, Herr de Romance, Sie sehen angesichts des BankenStresstests vor allem auf die deutschen Banken eine Menge Probleme zukommen. Warum?
Francesca Galante: Die deutschen Banken waren in Europa sehr aktiv, aktiver als etwa fran- zösische oder italienische Banken. Und das sowohl als Anbieter von Senior-Tranchen als auch als Käufer von Nachrangdarlehen. 2012 lag bei den deutschen Banken das Volumen der gewerblichen Immobilienkredite im Ausland mit 120 Mrd. Euro höher als das im Inland mit 118 Mrd. Euro. Sorgen bereiten dabei vor allem die Landesbanken, die sich in Märkten engagiert hatten, für die sie nur eine begrenzte lokale Präsenz und Expertise hatten.
Cyril de Romance: Dazu kommt, dass etwa die britischen Banken seit zwei bis drei Jahren die Probleme aus der Finanzkrise angehen. Bei deutschen und anderen kontinentaleuropäi- schen Banken ist dagegen unklar, ob die Problemkredite auf den tatsächlichen Wert abge- schrieben wurden oder noch mit dem Nominalwert in den Büchern stehen.
IZ: Und durch den Stresstest werden sie gezwungen, die Probleme anzugehen?
Galante: Exakt. Die deutschen Banken haben bisher versucht, ihre Kreditbücher organisch abzubauen. Der Abbau muss jetzt angesichts des Stresstests an Geschwindigkeit gewinnen. Wenn im November die Ergebnisse veröffentlicht und dadurch die Probleme aufgedeckt werden,wirddaswieeinKatalysatorwirken.
IZ: Derzeit ist anders als in den vergangenen Jahren viel Investorengeld am Markt unterwegs, bei großen Verkäufen wie dem Octopus-Portfolio mit Spanienkrediten der Frankfurter Hypothekenbank im Nennwert von 4,4 Mrd. Euro gibt es Berichte von Bieterwettkämpfen. Hat sich nicht das Abwarten der deutschen Ban- ken damit als richtig herausgestellt?
Galante: Rückblickend war es eine gute Entscheidung, die Kredite zu behalten und dann zusammen als Portfolio zu verkaufen. Aktuell gibt es viel Liquidität im Markt und das führt immer zum Druck auf Investoren zu kaufen.
de Romance: Aber die Investoren werden trotzdem nicht zum Nominalwert kaufen. Das Octopus-Portfolio war angesichts sei- ner Größe und des wiedererwachten Interesses für Spanien interessant. Weil so viel Kapital diese Transaktion wollte, war der Abschlag auf den Nominalwert kleiner als vom Markt erwartet. Obwohl alles recht gut gelaufen ist, gab es mit etwas mehr als 20% aber immer noch einen recht hohen Abschlag. Es gibt einige Landesbanken, die noch nicht realisiert haben, welche Ab- schläge sie in Kauf nehmen müssen.
IZ: Was raten Sie Banken, die sich von Problemkrediten trennen wollen?
Galante: Der beste Weg ist, eine Finanzierung erst zu restrukturieren und sie erst dann zu verkaufen. Eine Finanzierung, die re- strukturiert wurde, bringt mehr Geld, denn der Kreis potenzieller Käufer besteht nicht mehr nur aus Kredit-, sondern auch aus Immobilieninvestoren.
IZ: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Peter Maurer.